Unterwegs

Vielfalt nimmt zu

Der Bio-Lebensmittelmarkt in Deutschland wächst zweistellig, das Angebot wird vielfältiger, vor allem im Lebensmitteleinzelhandel. 2015 kauften deutsche Haushalte für 8,62 Mrd. € Bio-Lebensmittel und -Getränke ein, das sind geschlagene 11,1 % mehr als im Vorjahr. Das ist deutlich mehr als in den Jahren zuvor. 2013 wuchs der Markt um 6,4 %, 2014 nur um 4,6 %. Zugegeben, auch das Zahlen, über die sich manch andere Branche freuen würde, zumal der gesamte Außer-Haus-Verzehr vom Mensa-Bio-Essen über den Bio-Burger am Foodtruck bis hin zur Bio-Apfeltasche zum Caffè Latte dabei nicht eingerechnet ist. Der Lebensmitteleinzelhandel inklusive Drogeriemärkte erzielten 2015 eine Steigerung seines Bioumsatzes um 13,2 % auf 4,76 Mrd. €. Der Naturkostfachhandel (zu dem auch die Hofläden gezählt werden) lag mit einer Wachstumsrate von 10 % auf nunmehr 2,71 Mrd. € fast schon im Durchschnitt. Wenig ab bekamen hingegen alle Sonstigen: Bäckereien, Metzgereien, Wochenmärkte, Obst-und Gemüse-Fachgeschäfte, Abokisten, Versandhandel und Tankstellen. Sie alle kamen zusammen gerade mal auf ein Plus von 5,6 % respektive eine Gesamtsumme von 1,15 Mrd. €. Gleichwohl liegt das Wachstum über den Vorjahreswerten.


Im Bio-Branchenreport der BÖWL fehlt allerdings die Marktentwicklung für Biobrot. Hintergrund ist ein sich angeblich aus GfK-Zahlen ergebender Rückgang um mehr als 10 %. Auf telefonische Rückfrage reduzierte GfK dies allerdings auf „einstellig“. Auch der Biobrot-Markt leidet unter Außer-Haus-Konsum und der Scheu vor Kohlehydraten und Getreideprodukten.
Auf der diesjährigen Biofach versammelten sich 2.544 Aussteller aus 77 Ländern und damit 8 % mehr Unternehmen als im. Auch die Besucherzahl war mit rund 48.000 ein neuer Rekord. Die Messe hat das Image der frühen Jahre abgelegt, ist längst professionell und international. Rund 69 % der Aussteller kamen in diesem Jahr aus dem Ausland. Das ist kein Anstieg in der Relation, wohl aber einer in absoluten Zahlen.
Gestiegen ist die Vielfalt, die präsentiert wurde. Das gilt sowohl auf der Rohstoffseite – Stichwort Superfood – wie auf der Seite der Fertigprodukte. Fertiggerichte oder Burger in Bioqualität sind kein Tabu mehr. Gewachsen ist auch das Sortiment an Halbfertigprodukten und Vormischungen für den Privathaushalt. Ob Pfannkuchen, Gemüseklops oder Falafel – den schwindenden Kochkenntnissen jüngerer Haushalte wird auch auf dem Biomarkt mit Fertigmischungen Rechnung getragen. Dabei ist auch die Dr. Oetker-Tochter Agrano, die ihr Biohefe-Angebot mit einer Range an Brotbackmischungen ergänzt, denen die Hefe allerdings noch zugesetzt werden muss.
Bei den Backwarenanbietern zeigte sich ein ähnliches Bild wie auf dem konventionellen Markt. Bei der Regalware wächst einerseits die Vielfalt der Produkte durch Superfood-Zutaten wie Chia, Amarant oder Quinoa, gerne auch in Kombination mehrerer Rohstoffe. Andererseits steigt das Angebot an MAP-verpackten Backwaren und dabei wächst nicht nur die Sorten- und Formenauswahl, sondern auch die sensorische Qualität und die Ansprache der Kunden. Die gasverpackte Ware verlässt die Nische der ungeliebten Notreserve und präsentiert sich selbstbewusst als eigenständiges Marktsegment für junge Verbraucher, so zum Beispiel auch die Traditionsmarke Schnitzer, die ihre neue Serie neo bakery nicht ohne Selbstironie mit »so retro it’s neo now« anbietet und verspricht, dass darin außer Getreide, Wasser und Salz auch Liebe enthalten sei.
In Vielfalt und Qualität einen richtigen Sprung hat das Bioangebot an TK-Backwaren für die Backstationen gemacht. Biopionier Schedel geht denn auch zunehmend dazu über, seine Produkte mit geschützten Namen zu versehen, die helfen könnten, sich von preiswerten Nachahmern zu distanzieren. Eine echte Qualitätsoffensive kann man auch die Produkte nennen, die Herzberger in Nürnberg vorstellte. Ein Brötchensortiment aus einer neugebauten Produktion, die zum Herbst in die Läden kommen soll und vor allem in Volumen und Feinheit der Krusten keinen Vergleich zu scheuen braucht.
Weil immer mehr Verbraucher sich für Biolebensmittel entscheiden, ist das Thema inzwischen auch bei Großverbrauchern wie Mensen, Kantinen und Caterern angekommen. Die niederländische Biobäckerei Odenwald präsentierte für sie nicht nur zahlreiche TK-Brote, Brötchen, Baguettes und Muffins, Cookies und Cakes, sondern auch vorgegarte Teigplatten, die sich mit der Teigkarte vor dem Backen in kleine Stücke schneiden lassen und fein gewürzt zur Buffetergänzung oder zum Snack werden.

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