Unterwegs

Sinnlos unprofessionell

Vielleicht lag es daran, dass gleich zehn Organisationen und Institute am Sonntag, den 17. Januar, die Brot Zeit im der Markthalle 9 in Berlin Kreuzberg ihre Finger im Spiel hatten. Bekanntlich verderben viele Köche den Brei. Schade um die vielen Bäcker und sonstigen Aussteller, die zum Teil beachtliche Wege auf sich genommen hatten, um den Berlinern ihre handwerklichen und größtenteils auch sehr guten Backwaren zu präsentieren. Sie hätten Besseres verdient.
Der Flyer informierte in üppiger Breite über geplante Debatten, öffentlichen Verkostungen, Back- und Kochkurse – aber einen Plan, welche Bäckerei welche Besonderheiten anzubieten hat und wo in dem Gewusel zu finden ist, fehlte leider. Die Markthalle 9 ist an normalen Tagen durchaus überschaubar, aber wenn halb Kreuzberg mit Kinderwagen und Rucksack gemächlich vorwärtsschiebt, geht der Überblick verloren. Dass man dann auch offenbar auch noch „Securities“ mit Manieren aus dem Rotlichtmilieu anheuerte (um was ??? zu schützen?) machte den Organisatoren ebenso wenig Ehre wie eine „Bäcker.Werkstatt“ mit putzigem Punkt im Namen, in der zwar mehr als ein Dutzend Biobäcker und Kollegen werkelten, deren Tun aber niemand dem Publikum auch nur ansatzweise erklärte. So viel vertane Chancen sind dann schon ärgerlich.
Klasse hingegen war das, was die meisten Bäcker präsentierten, etwa Arnd Erbel aus Dachsbach, der ein fränkisches Bauernbrot servierte, das selbst in Hamburg keinen Vergleich scheuen muss. Fränkisch werde ich allerdings auch mit der Nachhilfe auf seinen Brottüten nicht lernen. Aber die Idee ist klasse. Ansonsten viel italienisch und französisch angehauchte Ware, viel, aber nicht nur Bioware, aber immer mit langen Gärzeiten und viel Geschmack. Spannend waren auch die Präsentationen ausländischer Bäckereien wie der japanischen Bäckerei KAME, eine Bäckerei, die Egg Benedict mit original englischen Muffins servierte, der dänischen Bread Station, die eigentlich eher auf Brot spezialisiert, hier aber getreu den Erwartungen auch Zimtschnecken anbot, der alteingesessene Sironi – Il pane di Milano mit wunderbarem Focaccia und eine libanesische Bäckerei, die vorführte, wie man hauchdünnes Fladenbrot herstellt und backt.
Alles in allem, wer sich die Mühe machte, sich durch die Halle zu baggern, für den war der Besuch lohnenswert und informativ, ein Brot und Backwaren orientierter Foodmarkt, der Sympathien wecken und Wissen vermitteln kann und sicher noch besser könnte, wäre die Organisation nur professioneller.

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