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Ruf und Realität

In Hamburgs Inviertel Ottensen hat „Die Patisserie“ aufgemacht. Feine französische Konditorei verspricht sie und wird derzeit in allen Medien der Stadt hoch gelobt. Wir machen den Praxistest in der Redaktion. Donnerstag kurz vor Mittag, im Laden sitzt eine Kundin und trinkt ihren Kaffee. Ich wähle die Törtchen aus. Der Verkäufer stellt sie in eine Pappschachtel, tippt jedes Stück einzeln in die Kasse, was Zeit kostet, aber noch ist auch kein anderer Kunde in Sicht. Am Ende habe ich zwei Pappschachteln mit Törtchen und zwei Tüten mit Croissant&Co. Beim Bezahlen der 25,05 EUR frage ich nach einer Tragetasche, denn ich bin mit dem Fahrrad da. „Haben wir nicht, ist bestellt“ – hilft mir nicht wirklich und der Verkäufer macht keine Anstalten, sich möglicherweise nach einer anderen Lösung umzusehen. Schließlich frage ich nach einem „Band“, denn in den Fahrradkorb gestellt, kommt dank der Pflastersteine in Ottensen eher Matsch als Törtchen an. Was er schließlich als „Band“ sichtlich genervt um die beiden Kartons bindet, ist ein kurzes Schleifenband, aus dem die Kartons jederzeit rausrutschen können, denn für eine Kreuzverschnürung hatte er offenbar auch nichts übrig. Während dieser Debatte steht übrigens der Chef in der Tür und interessiert sich zumindest nicht dafür, was da läuft. Die Verkostung …

Paris Brest (3,50 EUR): Brandteig trifft Praliné

Dieses Paris Brest ist ein Brandteig mit Praliné-Füllung (unsere Geschmacksbeschreibung: Nougat mit dezenter Kaffeenote). Großzügig gefüllt und optisch ansprechend durch gehobelte Mandeln und Staubzucker. Auffallend ist der angenehme Frischeindruck, der daraus resultiert, dass das Gebäck wie die auch die anderen Patissierie-Waren gut gekühlt angeboten werden. Ebenfalls positiv – und auch das gilt für alle uns vorliegenden Test-Backwaren – es schmeckt weniger süß.

 

Eclair (2,90 EUR): Optisch naja, geschmacklich très bien

Das Gebäck ist gut durchgekühlt und schmeckt deshalb frisch. Die Creme unterscheidet sich deutlich von einem Fertigprodukt. Wir vermuten daher, dass sie selber gekocht wird. Die Füllung ist in das Gebäck eingespritzt. Abzüge gibt es in der Optik. Der Fondant-Überzug klebt an der Verpackung und der Überzug zeigt einen leicht gelblichen Stich, aber vielleicht soll er auf die Vanillecreme im Inneren hindeuten.

 

Patisserie – Tarte au abricots (2,95 EUR): Schwarze Einschlüsse, aber lecker

Schwarze Einschlüsse im Gebäckboden weisen auf noch verbliebene verbrannte Krümel in der Form hin. Aber von oben optisch gut, die leicht angerösteten Spitzen der Fruchtstücke sind attraktiv. Auch der Geschmack ist gut, was u.a. daran liegt, dass der Mürbteige tatsächlich mürbe ist und knusprig. Die Füllung besteht aus Aprikosen und einer Mandelmasse, die sichtbar einiges von der Butter aus dem Mürbteig aufgesogen hat.

 

Tarte au chocolat (2,85 EUR): Einfach, gut, kompakt

Schokomürbteig, gefüllt mit einer herben Schokocreme, dekoriert mit Kakaopulver und Schokoladenstückchen, die einen leichten Goldglanz zeigen. Kompakt und gut, allerdings auch eine optimale Verdichtung von Kalorien pro Kubikzentimeter.

 

Tarte au citron (2,85 EUR): Törtchen spitz sauer

Mürbteig, gefüllt mit einer hellgelben Zitronencreme. Füllung schmeckt spitz-sauer, wobei sich der Geschmack erst verzögert einstellt und dann lange anhält. Aus unserer Sicht eine eher ungewöhnliche Geschmacksentwicklung, ein Gebäck für spezielle Liebhaber.

 

Patisserie –Blaubeerkuchen(3,50 EUR): Hier wird nicht mit Butter gegeizt

Der Gebäckuntersetzer glänzt deutlich. Die Gebäckunterseite wirkt ungleichmäßig gebacken. Optisch bzw. farblich ist das Gebäck aber ansprechend kombiniert. Eine gute Kombination aus Frucht- und Sahnecreme. Die Butternote tritt hervor.

 

Croissant (1,40 EUR): Eine kompakte Krabbe

Das französische Croissant erinnert uns zunächst an Krabbenscheren, was an der kompakten Struktur liegt und den einzelnen Wicklungen, die deutlich hervortreten. Die Bräunung ist lebhaft, man könnte auch sagen, ungleichmäßig. Eine Seite ist deutlich dunkler als die andere. Der kompakte äußere Eindruck setzt sich im Inneren fort. Das Croissant wirkt nicht richtig durchgebacken, besonders der Gebäckboden ist klitschig. Beim Geschmack trennen sich die Geister: Einigen schmeckt es gut, andere stört die kompakte Zusammensetzung.

 

Später mehr

Das sind die Ergebnisse der ersten sieben verkosteten französischen Gebäcke. Über die Resultate für die vier noch fehlenden Backwaren weitere berichten wir zu einem späteren Zeitpunkt.

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